Aufgerichtet durchs Leben gehen. Wenn wir das hören oder lesen, bekommen wir schon eine Idee davon, dass von einer guten Körperaufrichtung nicht nur unsere Muskeln und Bandscheiben profitieren. Da hängt viel mehr dran. Auch unsere Psyche wird davon beeinflusst, wie wir mit unserem Körper umgehen. Dass eine gute Körperhaltung ganz viel damit zu tun hat, wie wir uns fühlen, darum geht es hier.
Eine aufrechte Körperhaltung bringt Vorteile mit sich. Zahlreiche sogar. Wenn wir unseren Körper in eine natürliche, ausbalancierte Haltung bringen, wirkt sich das auf viele Bereiche aus: auf unsere Bandscheiben, auf unseren Beckenboden, auf unsere Muskeln. Die aufrechte Körperhaltung reduziert Verspannungen und lindert Rückenschmerzen.
Eine aufrechte Körperhaltung kann noch viel mehr!
Sie beeinflusst, wie wir uns fühlen und wie wir von anderen Menschen wahrgenommen werden.
Probiere es gleich aus:
Wir machen den Selbsttest. Das ist jederzeit möglich. Mach es gleich jetzt, während du das liest. Du spürst sofort am eigenen Körper, welche Auswirkungen unsere Körperposition auch auf unsere Stimmungslage hat.
Wir starten mit der schlechten Körperhaltung.
Als würden wir bereits sehr lange am Schreibtisch sitzen zum Beispiel. Entweder sitzt du gerade am Schreibtisch oder bring dich gedanklich in diese Situation. Schieb den Kopf etwas nach vorne, sodass du auch sofort einen etwas runden Rücken bekommst. Die Schultern fallen dann auch gleich nach vorne. Übertreibe die Position gerne noch ein wenig. Setzt dich hinter die Sitzbeinhöcker – lass also auch deinen untere Rücken ganz rund werden. Lass dich richtig schön einsacken. Ein Traumbild von einer schlechte Körperhaltung. Lass alles hängen. Jetzt auch noch die Mundwinkel!
Hast du eine richtig schlechte Haltung? Dann fühl ganz aufmerksam, wie du dich damit fühlst. Was macht diese Haltung mit dir? Mit deinen Gedanken? Mit deinem Empfinden?
Fühlst du dich attraktiv und selbstbewusst? Könntest du in dieser Haltung andere Menschen von einer guten Idee überzeugen? Würdest du so eine Auszeichnung annehmen? Würdest du so flirten?
Ich will dir die Antwort nicht abnehmen. Allerdings gehe ich davon aus, dass du dich nicht unbedingt sehr gut fühlst.
Mach jetzt den Gegentest:
Wir bringen uns jetzt in eine schöne aufgerichtete Körperhaltung.
Beginne damit, deine Wirbelsäule aufzurichten und in ihre natürliche Krümmung zu bringen. Am einfachsten ist es, wenn du den Scheitelpunkt nach oben ziehst. Stell dir vor, du balancierst ein Buch auf deinem Kopf.
Bringe auch dein Becken in eine aufrechte Position. Setz dich auf deine Sitzbeinhöcker. Wenn du sitzt, stelle beide Beine am Boden ab und erde deine Fußsohlen gut am Boden.
Bringe deinen Kopf direkt über deinen Körper. Lass die Schultern entspannt nach unten gleiten. Wenn die Schultern noch zu sehr nach vorne fallen, heb dein Brustbein ganz leicht und sanft an.
Richte alles auf, aber bleibe gelöst und entspannt. Und jetzt ziehe auch noch die Mundwinkel etwas nach oben.
Wie fühlt sich das jetzt an? Merkst du einen Unterschied? Wie geht es dir jetzt? Fühlst du dich aktiver? Energievoller? Attraktiver?
Ich bin mir sicher, dass es sich auf jeden Fall wesentlich besser anfühlt, wenn dein Körper aufgerichtet ist. Und dass du optimistischer bist, dich energievoller und wacher fühlst.
Körper und Psyche beeinflussen sich gegenseitig
Bei den meisten Leuten ändert eine aufrechte Körperhaltung auch ihre Stimmung. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig. Was wir denken und fühlen, überträgt sich auf den Körper. Und es funktioniert auch umgekehrt. Das können wir uns zunutze machen. Bringen wir uns in eine gute Körperhaltung, wirkt sich das positiv auf unsere Psyche aus. Die Wissenschaft nennt dieses Phänomen Embodiment.
Wir interpretieren anhand der Körperhaltung auch unser Umfeld. Besonders bei nahe stehende Personen können wir von ihrer Körperhaltung ablesen, wie ihnen im Moment zumute ist. Beobachte die Menschen, die dir begegnen. Wenn du jemanden mit erhobenen Kopf und aufrechtem Gang siehst. Was denkst du über diese Person? Wie wird es ihr gerade gehen? Stell dir die gleiche Person mit hängenden Schultern und gekrümmter Körperhaltung vor und wie sich ändert, was du interpretierst.
Wie wir auftreten, hat nicht nur Auswirkungen auf unser Empfinden, sonder beeinflusst auch, wie wir auf unser Gegenüber wirken. Wir strahlen etwas anderes aus. Wenn wir aufgerichtet sind, fühlen wir uns besser und dadurch ändert sich auch unser Selbstbewusstsein. Und wie andere Menschen uns wahrnehmen. So bekommen wir von unserem Umfeld wiederum besseres Feedback. Die Reaktionen, die wir erhalten, sind anders. Es macht einen Unterschied, ob wir lächelnd und aufrecht durchs Leben gehen oder grimmig und gebückt.
So entsteht eine spiralförmige Dynamik. Sind wir schlecht gelaunt, verstärkt und bestätigt sich das auch durch das Feedback von außen. Sind wir gut gelaunt, bekommen wir von außen positive Signale zurück und es geht uns dadurch besser.
Es könnte hier der Gedanke auftauchen, dass es ja auch um Authentizität geht. Wenn wir uns gar nicht gut fühlen, sollen wir uns nicht verstellen. Das finde ich auch. Unbedingt. Wir müssen uns nicht verstellen. Wir dürfen schlechte Tage oder schlechte Phasen haben. Das ist nicht der Ansatz. Es gibt die Option, die Dynamik zu durchbrechen. Es tut vielleicht gut, aus einem schlechten Tag doch noch einen guten zu machen, einfach, weil uns jemand anlächelt.
Das Wissen, dass wir unsere Stimmung auch dadurch verändern können, indem wir unsere Körperhaltung ändern, macht neue Möglichkeiten auf. Darum geht es mir.
Und auch darum, dass uns manchmal gar nicht so bewusst ist, dass wir in einer Körperhaltung sind, die uns negativ stimmt. Die schlechte Körperhaltung schleicht sich durch ungünstige Alltagsgewohnheiten ein und wird irgendwann ganz normal.
Wir verbringen zu viel Zeit in einer einseitigen Position – meistens sitzend.
Es fällt uns gar nicht auf, wie wir langsam und kontinuierlich in eine belastende Körperhaltung sacken. Wir konzentrieren uns auf den Bildschirm oder sind in Gedanken versunken und nehmen automatisch eine Haltung an, die uns auf Dauer schadet. Über Jahre hinweg entwickeln sich dann Haltungsschäden, die einen Rattenschwanz an Beschwerden mit sich ziehen.
Es zahlt es sich auf viele Ebenen aus, an einer guten Aufrichtung zu arbeiten.
Wie bekommst du eine bessere Haltung? Wie gehst du es an?
Der erste Schritt ist, dass es uns überhaupt bewusst wird, wie oft wir eine ungünstige Körperhaltung einnehmen. Vielen fällt gar nicht auf, wie sie die meiste Zeit des Tages verbringen. Erst dann wird es möglich, die Haltung zu korrigieren. Mit dem Wissen können wir uns immer wieder in eine gute Haltung bringen und uns aufrichten.
Du könntest dir zum Beispiel zur Gewohnheiten machen, bei jedem Telefonanruf kurz auch deine Haltung zu checken: Sitzt du aufrecht und entspannt? Oder sind deine Schultern verkrampft und nach oben gezogen? Wie sieht es mit deinem Rücken aus?
Verbinde einen externen Auslöser damit, dich bewusst aufzurichten. Es kommt auf deinen Alltag an, welche Auslöser in deinem Fall ideal sind. Such etwas, was regelmässig passiert. So erinnerst du dich immer wieder selber und im Laufe der Zeit verbessert sich deine Körperhaltung ganz automatisch von selbst.
Manchmal ist es ganz schön schwierig und anstrengend, die aufrechte Körperposition einzunehmen. Die vielen Stunden in einer unausgeglichenen Haltung haben die Muskeln aus ihrer Balance gebracht.
Dann hilft es dir, mit gezielten Kräftigungsübungen und Dehnungen deinen Körper zu trainieren. Wenn du deine Tiefenmuskulatur stärkst, ist das wie ein natürliches Korsett, das deinen Körper in eine Aufrichtung bringt.
Körperaufrichtung und Core-Stability sind meine Hauptthemen. Ich bin überzeugt, dass sehr viele Beschwerden reduziert werden und wir uns wesentlich besser fühlen, wenn wir ein wenig mehr darauf achten, wie wir unseren Körper durch den Alltag bewegen.
Ich wünsch dir noch einen schönen Tag!
Alles Liebe
Gerlinde
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